Gladbeck / Everswinkel – Bereits seit 1981 bereichert das vor allem bei Familien beliebte Vitus Freizeitbad das Gemeindeleben im münsterländischen Everswinkel. Ärger machte in den 35 Jahren seit seiner Eröffnung leider immer wieder das Dach über der Schwimmhalle. Die spezifischen bauphysikalischen Anforderungen, die von feuchtwarmer Luft und Chlordämpfen ausgehen, machten infolge von Mängeln in den Konstruktionen bereits Ende der 1980er-Jahre eine erste Dachsanierung unumgänglich. 1996 folgte Sanierung „Nummer 2“. Rund 20 Jahre später zeigten sich erneut massive Schäden an Dämmung und Tragwerk. Ein neues Dachkonzept soll die Gebäudehülle des Vitus-Bades nun dauerhaft vor Schäden bewahren.
Entwickelt wurde dieses Konzept durch das Planungsbüro Göttker & Schöfbeck aus dem nahen Ostbevern nach mehreren Besichtigungsterminen vor Ort. Die Dachkonstruktion des Vitus-Bades besteht aus einem rund 1.600 m2 großen, fünfseitigen Zeltdach sowie mehreren vorgelagerten Flachdachbereichen mit zusammen circa 170 m2 Fläche. „In Gebäuden dieser Nutzungsart herrschen einfach spezielle Bedingungen, die bei allen Bauvorhaben berücksichtigt werden müssen. Eine hohe Lufttemperatur geht einher mit hoher Luftfeuchte. Im Vitus-Bad gibt es zudem eine Lüftungsanlage mit Überdrucksystem, wodurch die luftdichte Ebene noch intensiver der feuchten Innenluft ausgesetzt ist“, erläutert Projektleiter Dipl.-Ing. Architekt Markus Schöfbeck. „Weist der Dachaufbau dann auch nur kleine Mängel auf, sind Probleme quasi vorprogrammiert. Insbesondere die fortschreitende Zerstörung von Holzbauteilen kann zu einem möglichen Stabilitätsverlust in der Gesamtstatik führen und zugleich gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzbefall fördern.“
Kettenreaktion durch fehlerhafte Anschlüsse der Dampfsperre
Vorgefunden hatten die Planer einen Dachaufbau, der aus einer Rauhspundschalung, einer kunststoffveredelten Bitumenbahn als Dampfsperre und darauf verklebten Schaumglas-Dämmstoffplatten bestand. Darauf waren abschließend eine Bitumenschweißbahn verlegt und eine Kupfereindeckung montiert worden. Ein Aufbau, der in der Theorie zwar durchaus funktionieren kann, wie Markus Schöfbeck sagt, in Everswinkel allerdings eine „negative Kettenreaktion“ ausgelöst habe. „Der Kern des Problems lag in der nicht an die Fassade angeschlossenen Dampfbremse. Es kam zu einem kapillaren Wassereintritt in den Dämmstoff, der so über die Jahre durchfeuchtet wurde. In den Wintermonaten entstanden dann Frostschäden, durch die der Haftverbund zwischen Dachhaut und Unterdach dauerhaft beschädigt wurde. Hinzu kamen weitere Mängel etwa an den dem Zeltdach vorgelagerten Flachdachbereichen. Dort hatten unter anderem brüchige Dachbahnen, unterdimensionierte Dachabläufe und fehlende Anschlusshöhen zu aufgehenden Bauteilen ebenfalls für eine Durchfeuchtung der Dämmstoffschichten gesorgt“, erklärt der Ingenieur die diversen Schadensbilder.
Mit „Gürtel und Hosenträger“
Vor diesem Hintergrund gab es zu einer kompletten Demontage des gesamten alten Dachaufbaus keine sinnvolle Alternative. Den neuen Aufbau habe man dann „mit Gürtel und Hosenträger“ geplant, um gegen alle bauphysikalischen Effekte gewappnet zu sein, wie Architekt Schöfbeck berichtet. „Wir haben eine zusätzliche Belüftungsebene geschaffen und ein diffusionsoffenes Dämmsystem verarbeitet. Das sorgt dafür, dass in dem Fall, dass doch einmal Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringt, diese über den Dämmstoff und die Belüftungsebene auch wieder abtrocknen kann. Eine doppelte Sicherung, wenn Sie so wollen.“
Eine Sicherung, die im Vorfeld mit den Experten des Ingenieurbüros Kurz und Fischer detailgenau entwickelt wurde. Neben der feuchtetechnischen Auslegung und Detailabstimmung wurden die Nachweise zur Erfüllung der KfW-Vorgaben für die energetische Sanierung erbracht.
Mit der Umsetzung der neuen Dachkonstruktion wurde die Rybarczyk GmbH aus Dülmen beauftragt, deren Mitarbeiter zunächst auf der vorhandenen Holzschalung über dem Zeltdach eine kaltselbstklebende, aluverstärkte Dampfbremse verlegten und diese besonders sorgsam an die Fassade und alle aufgehenden Bauteile anschlossen. „Anschließend haben wir die Steinwolledämmung von ROCKWOOL in zwei Lagen verlegt: erst 140 mm starke ,Masterrock GF’ Platten, dann eine 120 mm dicke Lage ,Masterrock GF kaschiert’. Beides sind nichtbrennbare und hoch wärmedämmende Platten, wobei letztere bereits werkseitig mit einer Unterdeckbahn kaschiert ist, wodurch ein sofortiger Witterungsschutz sichergestellt ist“, erläutert Marc Möllers von der Rybarczyk GmbH die ersten Schritte.
80 mm Belüftungsebene
Um die Vorteile der diffusionsoffenen Dämmstoffe und der ebenfalls diffusionsoffenen Unterdeckbahn optimal ausnutzen zu können, folgte als nächstes die besagte Belüftungsebene. Sie entstand durch 80 x 80 mm starke Konterlatten, die auf die Dämmung geschraubt wurden. Fixiert wurde der komplette Aufbau mit 480 mm langen Doppelgewindeschrauben („Meisterdach Plus TWIN UD”), die in einem exakten Winkel von 60° je Schraubenpaar gegenläufig eingeschraubt werden mussten. Die Bemessung und der exakte Verlegeplan wurden projektspezifisch durch den Dachservice der Deutschen ROCKWOOL erstellt. Auf die Latten wurde anschließend eine weitere Rauhspundschalung montiert. Die abschließende Eindeckung des Daches erfolgte mit Titanzinkbahnen mit Doppelstehfalz, die nach Herstellerangaben mit Fest- und Schiebehaften befestigt wurden.
Ein weiteres „Konstruktionsdetail“ ergab sich auf einer an zwei Dachseiten verlaufenden Dachgaube: Der Neigungswinkel ihres Daches lag weit unter der 30 Neigung des Hauptdaches sowie unter der für die geplante Metalleindeckung und eine sichere Regenableitung notwendigen Neigung von mindestens 7°. Die Lösung bestand in einer komplett neu errichteten Holztragkonstruktion für das Gaubendach, mit der der Dachaufbau dem Hauptdach angepasst wurde. Anschließend erhielt das „neue“ Gaubendach den gleichen Aufbau wie das Hauptdach.
Sanierung der Flachdachbereiche
Parallel wurden die Flachdächer mit einem neuen Gefälledach („Georock“) und zusätzlichen Gullis ausgerüstet. Regenwasser, das vom Zeltdach in Richtung der Flachdachbereiche läuft, wird nun über eine neue, ausreichend groß dimensionierte Entwässerungsführung zuverlässig abgeleitet.
Der neue Dachaufbau des Vitus-Bades bietet nun unter bauphysikalischen Gesichtspunkten ein hohes Maß an Sicherheit und verbessert zugleich die energetische Qualität des Gebäudes. Da die Dachflächen etwa 48 Prozent der gesamten Gebäudehülle ausmachen, ist die durch die Sanierung erreichte Verbesserung des U-Wertes um rund 30 Prozent in der Gesamtbilanzierung des Energieverbrauchs deutlich zu spüren.
Bautafel
Bauherr: GWE – Gemeindewerke Everswinkel GmbH
Planer: Planungsbüro Göttker & Schöfbeck, Ostbevern
Bauphysik: Kurz und Fischer GmbH, Bottrop
Verarbeiter: Rybarczyk GmbH & Co. KG, Dülmen
Technische Beratung: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG, Gladbeck
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Bereits zum dritten und vorerst hoffentlich letzten Mal wurde das Dach des 1981 errichteten Vitus-Bades in Everswinkel saniert. Zuletzt war es aufgrund einer nicht sachgerecht an die Fassade angeschlossenen Dampfbremse zu fortschreitenden Feuchte- und Frostschäden gekommen. Ein neuer, durch das Planungsbüro Göttker & Schöfbeck entwickelter Dachaufbau macht die schützende Hülle des Vitus-Bades nun endgültig zukunftsfähig.
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Einer ersten Lage aus 140 mm starken „Masterrock GF“ Platten von ROCKWOOL …
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… folgte eine zweite, 120 mm starke Dämmlage. Sie entstand aus Platten mit aufkaschierter Unterdeckbahn aus dem Programm „Masterrock GF kaschiert“. Durch die Diffusionsoffenheit von Dämmstoff und Unterdeckbahn kann wider Erwarten eintretende Feuchtigkeit notfalls in die darüber geschaffene Belüftungsebene abgegeben werden. So trocknet der Dachaufbau ab. Feuchteschäden werden vermieden.
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Fixiert wurde der Dachaufbau durch eine 80 x 80 mm starke Konterlattung, mit der zugleich die Belüftungsebene hergestellt wurde. Mit besonderer Sorgfalt mussten die 480 mm langen Spezialschrauben in einem Winkel von 60 Grad eingeschraubt werden.
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Die 80 mm hohe Belüftungsebene entstand durch die Montage einer weiteren Rauhspundschalung. Sie bildet die Grundlage der abschließenden Eindeckung mit Titanzink.
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Eine weitere Herausforderung ergab sich auf einer an zwei Dachseiten verlaufenden Dachgaube: Der Neigungswinkel ihres Daches lag weit unter der 30 Grad Neigung des Hauptdaches sowie unter der für die geplante Metalleindeckung und eine sichere Regenableitung notwendigen Neigung von mindestens 7°. Die Lösung bestand in einer komplett neu errichteten Holztragkonstruktion für das Gaubendach.
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Die abschließende Eindeckung des Daches erfolgte mit Titanzinkbahnen mit Doppelstehfalz, die nach Herstellerangaben mit Fest- und Schiebehaften befestigt wurden
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Das Innere des Vitus-Bades blieb von den Umbaumaßnahmen nahezu unberührt
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Der neue Dachaufbau des Vitus-Bades bietet unter bauphysikalischen Gesichtspunkten ein hohes Maß an Sicherheit und verbessert zugleich die Wärmedämmung der Gebäudehülle
Fotos: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG
Zeichnungen: Planungsbüro Göttker & Schöfbeck, Ostbevern
Abdruck frei. Beleg erbeten.
Dr. Sälzer Pressedienst, Lensbachstraße 10, 52159 Roetgen
Dateien zum Download:
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